Fotos © Robert Wimmer

INTERVIEW Wiener Zeitung, Printausgabe 7. Mai 2011

»Wer mag schon zynische Frauen?«

Andrea Händler im Gespräch mit Christine Dobretsberger

Die Kabarettistin Andrea Händler erklärt die Unterschiede zwischen weiblichem und männlichem Humor, denkt über Lebenskrisen und das Älterwerden nach - und erzählt, wie sie überhaupt zum Kabarett gekommen ist.

"Wiener Zeitung": Frau Händler, Sie feiern heuer Ihr 27-jähriges Bühnenjubiläum. War Ihnen schon als Kind klar, dass Sie Kabarettistin werden wollen?

Andrea Händler: Im Grunde wollte ich nie Kabarettistin werden. Das ist halt passiert. Eigentlich wollte ich Schauspielerin werden und große Tragödien spielen. Mein Plan war, mit 16 die Aufnahmeprüfung am Reinhardt-Seminar zu machen. Doch daraus wurde nichts.

Warum scheiterte der Plan?

Weil ich zuerst die Matura machen musste, sonst hätte ich es mir mit meinen Eltern verscherzt. Doch gleich danach bin ich zur Aufnahmeprüfung marschiert, bin auf der Stelle durchgefallen und wollte nicht mehr länger leben. Gerettet hat mich ein Freund, der den Kontakt zu Herwig Seeböck hergestellt hat, bei dem ich dann meine Schauspielausbildung absolvierte. Alfred Dorfer, Reinhard Nowak und Roland Düringer waren damals ebenfalls bei Seeböck.

Wie kam es zu Ihrem ersten Kabarettauftritt?

Im Kabarett Niedermair gab es den Nachwuchswettbewerb "Sprungbrett". Auch Dorfers kurz zuvor gegründete Kabarettgruppe "Schlabarett" war für diese Veranstaltung gemeldet. Doch wenige Tage vor dem Wettbewerb stieg der weibliche Part von "Schlabarett" aus, ich war die Einspringerin, lernte innerhalb einer Woche die Rolle - und wir gewannen den Wettbewerb. Ab diesem Zeitpunkt haben wir gemeinsam gespielt.

Wie alt waren Sie damals?

19 Jahre. Natürlich konnten wir nicht vom Kabarett leben. Wir hatten alle Nebenjobs. Ich verkaufte damals Souvenirartikel am Flughafen.

Aber insgeheim hatten Sie immer noch den Wunsch, Schauspielerin zu werden und tragische Rollen zu spielen?

Ja. Einmal hat es ja auch geklappt. 2003 durfte ich in Villach in Felix Mitterers "Mein Ungeheuer" eine ernste Rolle spielen. Das war schon ein Erlebnis, Leute einmal auf eine andere Art zu faszinieren. Das war wirklich eine tolle Erfahrung.

Die Gelegenheit, Ensemblemitglied an einem Theater zu werden, hat sich für Sie nie ergeben?

Das stand allein schon deswegen nicht zur Debatte, weil Herwig Seeböck von Anbeginn darauf geachtet hat, dass wir freiberuflich bleiben, also uns nicht fix an ein Haus binden. Seine Meinung war: Wenn man unbekannt werden will, geht man an ein Theater. Und mit dieser Ansicht hatte er in gewisser Weise auch Recht.

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